1876
Um nun die Brandbekämpfung in Falkenstein besser zu organisieren, wurde am 23.April 1876 aus dem Turnerbund mit rund 25 Bürgern, die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Zu Beginn konnte man bloß auf eine bescheidene Anzahl von Ausrüstungsgegenstände verweisen. 2 Handdruckspritzen 600 Meter Schlauchleitung. Bis zum Dezember 1876 vergrößerte sich die Mannschaft um weitere 44 Personen. Zur Entschlussfassung, dass sich hiermit eine Freiwillige Feuerwehr gebildet und weiter um Anerkennung und eine jährliche Beihilfe von 200 Mark zu Ausrüstungszwecken gebeten wird, bevor man in Auflösung der jetzigen Feuerwehr einwilligen kann, will man sich zuvor von der Leistungsfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehr überzeugen.
1877
In einer Erhebung von 1877 ist bekannt, das die Freiwillige Feuerwehr bereits 92 Mitglieder zählte. Diese sind aufgeschlüsselt in Steiger und Rettungsmannschaft mit 18 Kameraden, Pioniere (Einweiser) 16 Kameraden, Druckmannschaften mit 38 Kameraden und Absperrmannschaften mit 20 Kameraden.
1883 wurde das Steigerhaus auf dem damaligen Schützenplatz eingeweiht, denn das alte Gerätehaus wurde durch Blitzschlag zerstört. Auch in den folgenden Jahren gab es für die Feuerwehr viel zu tun. 1881,1884 und 1887 brannten insgesamt 23 Häuser, 3 Scheunen und 2 Schuppen in Falkenstein und Umgebung. Der Falkensteiner Anzeiger vom 15.09.1883 informierte die Bevölkerung von Falkenstein bei jeder geplanten Feuerwehrübung. Zitat:" Um unnötigen Schrecken zu verhüten, wird hierdurch bekannt gemacht, dass die hiesige Freiwillige Feuerwehr Sonntag Nachmittag zu einer Übung alarmiert wird. Übrigens ersucht man zur Vermeidung jeglicher Unglücksfälle und Beschädigungen um mögliche Fernhaltung der Kinder von dieser Übung.“
1885
Bis zum Jahre 1885 wurden die Versammlungen der Freiwilligen Feuerwehr an unterschiedlichen Standpunkten ( Gastwirtschaften ) der Stadt Falkenstein abgehalten. Dies musste geändert werden. In einer Versammlung des Stadtrates Falkenstein hatte am 14. März 1885 der Baumeister Wenzel eine Skizze- Umbau und Anbau um 8 Meter an das alte Gebäude ( Standort: Hauptstraße 4) zur Nutzung als Feuerlöschgerätehaus vorgelegt. Der Kostenvoranschlag des Projektes sollte 3 500,00 Mark betragen. Mit kleinen Abänderungen wurde der Umbau genehmigt. Nach Berücksichtigung der Änderungen des Um- und Ausbaues ergab der Kostenvoranschlag 3 845,50 Mark. In der letzten Versammlung des Stadtrates am 12. Mai 1885 erhielt der Baumeister Wenzel für einen Preis von 3800 Mark den Auftrag.
Nebenbei bemerkt, war dieses Haus an der Hauptstraße Nr. 4, Feuerwehrgerätehaus, dann Baugerätehaus sowie Wassermeisterhaus und heute wird es als Wohnhaus genutzt. Kurze Zeit später erschien im Falkensteiner Anzeiger ( 19.12.1885) das überarbeitete Gesetz der Feuerwehr.
1887
Am 05.04. erschien im Falkensteiner Anzeiger das Grundgesetz der Pflichtfeuerwehr zu Falkenstein/V.
1898
Im Protokoll einer Ratssitzung vom 20.06.1898 wurde über einen Neubau des Feuerlöschgerätehauses gesprochen. Gleichzeitig wies Herr Schöniger nochmals auf die Unzulänglichkeit der vorhandenen Räume hin. Als Vorschlag in der Ratssitzung wurde der frühere Städtische Garten an der Carolastraße genannt. Auch nach der Besichtigung des Grundstückes konnten die Stadtverordneten sich nicht einigen. Dadurch verging nützliche Zeit.
1899
Im Jahre 1899 hatte sich die Freiwillige Feuerwehr bereits auf 99 Kameraden vergrößert. Die Anzahl der Ausrüstungsgegenstände der Feuerwehr waren zu dieser Zeit schon um ein wesentliches gestiegen.
Man besaß zum Beispiel 2 Handdruckspritzen, 1 kleine Handspritze, 8 Eimer, 800 Meter Schlauchleitung, 4 Mannschaftstransportwagen (Pferdegeschirre), 2 Schiebeleitern, 1 Anstellleiter, 6 Hakenleitern, 1 Dachleiter, 1 Rettungsschlauch, 92 Laternen.
1901
Wir fanden im Archiv Unterlagen, die Kostenvoranschläge für das Feuerlöschgerätehaus der Stadt Falkenstein belegen. Laut Schreiben vom 04.03.1901 wurden zwei Zeichnungen angefertigt. Bei 125 m² bebauter Grundfläche , betragen die Kosten 8713,- Mark. Dazu fanden wir noch eine Aufschlüsselung der Kosten aller Gewerke von insgesamt 8872,17 Mark.
Für die Stadt Falkenstein waren diese Kosten zu hoch. Somit musste eine einfachere oder besser gesagt, die einfachste Lösung gefunden werden. Nun legte am 27.11.1901 das Stadtbauamt einen Kostenvoranschlag von 6230,86 Mark vor.
Für den Fall, dass die äußere Erscheinung des Gebäudes zur Schloßstr. bzw. Hauptstr. in Rücksicht auf ferne freie Lage etwas reicher gestaltet werden sollte, erhöhten sich die Kosten um weitere 390 Mark. Die Beschlussfassung des Baues wurde zu einem großen Problem, denn die Kosten waren für die Stadt Falkenstein immer noch zu hoch.
Am 28.11.1902 legte der Stadtbaumeister Richter einen Kostenvoranschlag über 3938,65 Mark vor. Leider fehlen uns die Zeichnungen um genau sagen zu können, was im Projekt alles enthalten ist.
Beginnend im Jahr 1901 erhielt die Freiwillige Feuerwehr aus der Stadtkasse einen Betrag von 1000 Mark als Grundkapital. Dieser Betrag soll zur Unterstützung von solchen bedürftigen Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr dienen, welche im Dienste, einen mit Verlust oder Verminderung der Erwerbsfähigkeit verbundenen Unfall erleiden und für Angehörige von Verunglückten, die durch deren Tod oder Erwerbseinschränkung in wirtschaftliche Bedrängnis geraten sind.
Der Stadtrat hatte sich bereiterklärt, ab 1902 und jedes weitere Jahr einen Betrag in diese Stiftung einzuzahlen.
1903
Laut statistischer Erhebung für das Jahr 1903 waren insgesamt 97 aktive Mitglieder in der Feuerwehr.
1904
Falkenstein hatte im Jahre 1904 eine Bevölkerungszahl von ca. 11000 Personen . Maßgebend für die Erhöhung der Bevölkerungszahl war der Zuzug vieler Menschen verbunden durch die Industrialisierung der Textilbranche. An Hand eines Schreibens des Stadtrates hatte 1904 die Stadt ein Ersuchen zwecks einer Änderung der Feuerordnung (Regulativentwurf über die Pflichtfeuerwehr) an die königliche Kreishauptmannschaft in Zwickau eingereicht. Es sollten nur noch 45 Mann für den Feuerlöschdienst herangezogen werden. Dies wurde abgelehnt mit der Begründung ,dass keine Berufsfeuerwehr in der Stadt besteht. Um das Interesse für das örtliche Feuerlöschwesen in der gesamten Einwohnerschaft rege zu erhalten, muss jeder männliche Einwohner in den bestimmten Jahren (23. bis vollendetes 32 . Lebensjahr) zum Feuerlöschdienst herangezogen werden, auch wenn dies nur durch Zahlung eines Geldbetrages in die Feuerlöschkasse geschieht. Das Letztere hat selbstverständlich erst dann einzutreten, wenn die aktiven Mannschaften vollzählig sind. Die gezahlten Gelder werden in die Feuerlöschkasse eingezahlt und dienen auch zur Anschaffung von Feuerlöschgeräten.
1906
Am Sonntag , den 25. März 1906, wurde im Ratskeller zu Elsterberg die Ausschusssitzung des Kreisverbandes Vogtländischer Feuerwehren durchgeführt. Ein Tagungsordnungspunkt war die Erhebung über Vogtländische Feuerwehren. Erfreulicher Weise konnte man eine Zunahme der Mitgliederzahl in den Wehren verzeichnen. Zu dieser Sitzung legte man die Termine der Prüfung für 11 Wehren fest. Am 22. Juli wurde die Falkensteiner Feuerwehr inspiziert. Die Inspektion führten die Kommandanten Döhler und Voigt der Wehren Voigtsberg und Unterheinsdorf durch.
Ein weiterer Ordnungspunkt war der regelmäßig stattfindende Führerkurs der Vogtländischen Wehren. Es sollte einmal jährlich ein Kurs abgehalten werden , wobei dies jedes Mal in einem anderen amtshauptmannschaftlichen Bezirk durchgeführt wird. Dieses Jahr übernimmt die Amtshauptmannschaft Auerbach die Verantwortung und der Kurs soll am 26. August in Falkenstein stattfinden.
Letzter Punkt der Tagungsordnung war die Wahl der Sächsischen Verbandsvorsitzenden für den Mai 1906 in Dresden . Vorgeschlagen wurden die Kameraden Schöniger Falkenstein, Roßbach Oelsnitz und Döhler Plauen als Vertreter der drei vogtländischen Amtshauptmannschaften.
1909
Auch im Jahre 1909 wurde um jeden Einsatz gekämpft, so ereignete sich dies zum Beispiel.
Am Sonntag gegen 6 Uhr nachmittags, es war der 6. November 1909, brannte in Winn, ein Ortsteil von Neustadt, die " Schäferlob´s Scheune " lichterloh. Die Neustädter Feuerwehr war als erste zur Stelle. Etwas später traf die Feuerwehr aus Falkenstein am Brandherd ein. Jede dieser beiden Wehren wollte die Bekämpfung des Brandes für sich in Anspruch nehmen. Die Neustädter Feuerwehrmänner sagten: " Das ist unser Feuer!" Es kam zu einem furchtbaren Streit, das Brandobjekt wurde zur Nebensache, weil sich beide Wehren gegenseitig bespritzten! Inzwischen war auch die Grünbacher Feuerwehr angerückt und erklärte: " Winn gehört zu Grünbach und damit ist das Feuer unser Feuer !" Daraufhin verließ die Neustädter Feuerwehr sofort die Brandstätte.
Jahresbericht des Pionierzuges über durchgeführte Übungen im Jahre 1909 :
7 Zugübungen
3 Signalstundenübungen
12 Monatsversammlungen
2 Korpsversammlungen
1 Generalversammlung
6 Korpsübungen
1 Hauptübung mit Sturmangriff
1 Feldmarsch
1 Appell mit allen Ausrüstungsgegenständen
5 Brände
Der Pionierzug bestand 1909 aus 18 aktiven Mitgliedern und 3 zugeteilten Kameraden. Sie führten 7 Zug- , 6 Korps- und 1 Hauptübung mit Sturmangriff durch. In diesem Jahr mussten sie 5 Brände löschen, zum Beispiel: Bühring`s Scheune in der Gartenstraße, Waldbrand Pechhütte, Wohnung Männel in der Gartenstraße, Kunzes Scheune (Grund), Brand Thoray´s Gut in Winn.
1910
In einem Bericht vom 10.01.1910 über den Sanitätsdienst der Freiwilligen Feuerwehr wurde folgendes vermerkt . Somit wurden von den 12 vorschriftsmäßigen Übungen im Jahr 1909, 8 Übungen durchgeführt.
Bei der darauffolgenden Hauptübung wurde unter der Leitung des Herrn Artur D. Tesche von hier angenommen, dass in der Schule, welche als Brandstätte galt, die Rettung der Kinder nur mit Rettungsschlauch von einem Eckzimmer der 2. Etage erfolgen konnte.
Dabei kam ein Feuerwehrmann zu Fall und zog sich einen Oberschenkelbruch zu, welcher durch Anlegen eines Notverbandes der Sanitätsmannschaften ebenfalls durch den Rettungsschlauch gerettet werden musste.
Kurze wahre Begebenheit aus überlieferten Aufzeichnungen übernommen :" Als am 23.Juli 1910 bei einem Gewitter das Wohnhaus , der Stall und die Scheune der Familie Ficker (Merkel`s, Paul) aus Grünbach ein Opfer der Flammen wurde, behaupteten böse Zungen hinterher, dass der Blitz mit dem Tragekorb ins Haus erst getragen wurde."
1911
Die Anzahl der aktiven Kameraden in der Freiwilligen Feuerwehr hatte sich gegenüber 1899 auf 85 Mitglieder verringert. Dazu kamen noch 80 Kameraden der Pflichtfeuerwehr. Die Ausrüstungsgegenstände wurden sehr verbessert.
20. August 1911: Der Steigerzugführer Conrad Louis Strobel erklärte wegen gesundheitlichen Problemen seinen Rücktritt. An seine Stelle wurde Sektionsführer Conrad Franz Fritzsche eingesetzt. Die Funktion des Sektionsführers übernahm Kommandant Steiger Otto Franz und den Posten der Deputation erhielt Steiger Kurt.
Der Führer Herr Franz Brunner des Hydrantenzuges stellte einen Antrag betreffs Vergrößerung der Mannschaft um zwei Kameraden. Zur Zeit sind 8 Personen (Zug und Sektionsführer einbezogen) in diesem Zug tätig. Ein Grund für die Vergrößerung ist die sorgfältige Wartung und Erhaltung von zirka 1300 Meter teuren Schlauchmaterials.
1912 verfügte die FFW über einen Spielmannszug.
1914
In einer statistischen Erhebung von 1914 konnte man feststellen, dass bedingt durch den wachsenden Anstieg der Textilindustrie sich die Bevölkerung in Falkenstein fast um das Dreifache, knapp 18 000 Personen, vergrößert hatte.
In einem statistischer Bericht des Landesverbandes Sächsischer Feuerwehren musste auch die Freiwillige Feuerwehr Falkenstein über die Kriegseinberufung bis 1. November 1914 Zuarbeit leisten. Von 84 aktiven Mitgliedern vor dem Kriege wurden 25 Mitglieder zum Kriegsdienst einberufen. Somit zählte ab diesem Tage die Feuerwehr nur noch 59 aktive Mitglieder.
Laut eines Berichtes am 1. Januar 1915 waren 1914 in der Freiwilligen Feuerwehr Falkenstein 85 aktive steuerpflichtige Kameraden. Davon sind 32 Kameraden zum Heeresdienst einberufen. 1914 wurden mit dem ganzen Korps 11 Übungen durchgeführt und mit den einzelnen Zügen 26 Übungen. Damals war der Kommandant Kamerad Paul Richter.
15. April 1919 Der Stadtrat hat genehmigt, das bei Theaterwachen künftig anstatt 1 Mark pro Person dann 2 Mark pro Abend erhoben werden. Das Grundgesetz wird noch entsprechend geändert.
In einer Aktennotiz des Stadtrates Falkenstein an den Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr wurde am 01. November 1919 folgendes mitgeteilt. "Wir erklären uns hiermit einverstanden, das bis auf weiteres die dem Feuerwehrkommandanten obliegenden Geschäfte des städtischen Feuerlöschdienstes durch die Herren Adjudant Glasel im geschäftlichem Teile, Hauptmann Rammler im praktischen Teile wahr genommen werden, so dass die beiden Herren dem Stadtrat gegenüber die Verantwortlichkeit für das Funktionieren des Feuerlöschdienstes übernehmen. "Ein Jahr später, in der Jahreshauptversammlung am 6. März 1920, wurde einstimmig und mit sofortiger Wirkung der Beschluss gefasst, bei Theater- und anderen Veranstaltungen, wo die Feuerwehr benötigt wird, eine Entschädigung von 5 Mark zu erheben.
1928
Auch ein Feuerwehreinsatz macht die Mannschaft hungrig und durstig. 1928 kostete zum Beispiel im Lokal ein Glas Bier (0,5 l) 0.40 RM, eine warme Wurst 0,45 RM, eine Flasche Korn 3,00 RM und eine Zigarette 0,05 RM. Für eine Tasse Kaffee bezahlte man 0,30 RM. Das Falkensteiner Orchester mit 6 Personen kostete für die musikalische Unterhaltung eines Festes am Abend 55,00 RM.
1930
Die Freiwillige Feuerwehr Falkenstein hielt am Sonnabend, den 07. Februar 1931 im Hotel "Zur Wartburg" ihre Jahreshauptversammlung ab. Es wurde Rechenschaft über das 54. Jahr ihrer Tätigkeit abgelegt. Als Ehrenmitglieder waren der erste Bürgermeister Grieshammer, Stadtrat Berndt und der Korpsarzt Dr. med. Haberkorn eingeladen.
Über das vergangene Dienstjahr 1930 erstattete Hauptmann und Adjudant Fülle Bericht. Das Jahr 1930 stand im Zeichen der vom Deutschen Feuerwehrverband organisierten Feuerschutzwoche. Auch in Falkenstein wurde diese im Zeitraum vom 27. April bis zum 04. Mai durchgeführt. Nicht weniger als 8 Veranstaltungen hielten in diesen Tagen alle Angehörigen der Feuerwehr in Atem. Dabei wurden von den Kameraden 1500 Broschüren über Brandverhütung an die Einwohner verteilt. Als besonderen Fortschritt für die Entwicklung des sächsischen Feuerlöschwesen war die Beschlussfassung über die Feuerschutzsteuer zu nennen. Die Zahl der Brände ging auch im Jahre 1930 wesentlich zurück. Im Stadtgebiet wurde die Feuerwehr nur dreimal alarmiert. So brannte am 21. Januar das Tischlereigebäude der Gebrüder Walther in der Schillerstraße aus. Kleinere Brände wie zum Beispiel am 16. August im Hause der Heizkissenfabrik Dinslage Auerbacher Straße, und am 18. August in der König- Albert-Straße 18, konnten mit örtlichen Hilfsgeräten gelöscht werden, ohne das die Feuerwehr selbst in Tätigkeit zu treten brauchte. Auch zu Bränden der umliegenden Ortschaften wurde die Feuerwehr gerufen. Dies passierte am 25. Februar, als eine Scheune in Poppengrün brannte. Das nächste Mal eilte der Motorlöschzug am 23. März zu einem Stickereigebäudebrand nach Kottengrün, brauchte jedoch hier nicht mehr einzugreifen.
Großen Wert legte man auf die Übungstätigkeit der Feuerwehr. Allein im Jahre 1930 wurden 13 Korpsübungen abgehalten. Davon entfallen allein 4 Übungen auf die Feuerschutzwoche. Unter diesen Übungen befinden sich neben dem alljährlichen Feldmarsch 3 Sturmangriffe. Die Hauptübung der Feuerwehr am 25. Oktober wurde am Güterbahnhof durchgeführt.
Gleich wie im Korps war auch die Tätigkeit in den Zügen sehr rege. Ohne Einrechnung der Übungen der Sanitäter, Spielleute und Musiker wurden insgesamt 36 Zugübungen und 51 Zugversammlungen durchgeführt. Auf die einzelnen Unterteilungen möchten wir hier nicht eingehen. Der Motorlöschzug legte in diesem Jahr insgesamt 339 Kilometer zurück.
Die Mitgliederzahl der Freiwilligen Feuerwehr verringerte sich. Waren es am 01. Januar noch 128 Kameraden, können wir am 31. Dezember nur noch 117 Kameraden verzeichnen. Zusätzlich zählte die Feuerwehr noch einen Korpsarzt und zwei außerordentliche Ehrenmitglieder zu den Ihren. Auch im vergangenem Jahr konnte die Feuerwehr verschiedene Kameraden ehren, die in langjährigen Diensten sich um die Feuerwehr verdient gemacht hatten. So wurde anlässlich der Hauptversammlung Obersanitäter Höppner zum Ehrenmitglied ernannt. Der Gerätemeister a.D. Franz Seidel erhielt das Ehrenzeichen des Landesverbandes sächsischer Feuerwehren für 40 jährige Dienstzeit überreicht. Gleichzeitig wurden Obersignalist Strobel, Zugführer Münch, Sektionsführer Liebold und Sektionsführer Vogel mit dem Ehrenzeichen des Landesverbandes für 25 jährige Dienstzeit ausgezeichnet.
Am 21. Juni trat Zugführer Eckstein von der Führung des Hydrantenzuges zurück. Diese Funktion wurde am 20. September neu vergeben. Von nun an hatte der bisherige Sektionsführer Stelzner das Kommando.
Ein weiteres für das Feuerlöschwesen unserer Stadt wichtiges Ereignis fällt am Ende des Berichtsjahres. Einem Wunsch der Feuerwehr nachkommend , hat der Stadtrat 1914 die nach dem Tode des Branddirektors August Schöniger verwaiste Branddirektorenstelle neu besetzt. Am 11. Dezember 1930 beschloss der Stadtrat die Ernennung des damals 5 Jahre an der Spitze unserer Feuerwehr stehenden Kommandanten Canis zum Branddirektor der Stadt Falkenstein. Gleichzeitig wurde Hauptmann Werner zum städtischen Brandmeister ernannt.
Falkenstein organisierte am 03. August 1930 die Tagung des Kreisverbandes Vogtländischer Feuerwehren, zu der zahlreiche Kameraden der verschiedenen Feuerwehren sich eingefunden hatten . Die Feuerwehr geleitete auswärtigen Kameraden vom Bahnhof in das Tagungslokal, dem alten Schützenhaus, gab hier ihren Gästen durch das Musikkorps einen musikalischen Willkommensgruß und führte am Nachmittag eine Übung (Sturmangriff) auf das Rathaus vor.
Diese Tagung verlief zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Gesellschaftliche Veranstaltungen wie das 54. Stiftungsfest im alten Schützenhaus wurde am 02. Mai durchgeführt. Leider musste der Herbstball ausfallen. Grund dafür waren die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen jedes einzelne Mitglied zu kämpfen hatte. Am Ende des Berichtes bedankte sich der Kommandant für die geleistete Arbeit sowie die gute Kameradschaft, die die gesamte Feuerwehr verbindet.
1931
Wiederum ist ein Jahr vergangen. Nun sprechen wir bereits in der Hauptversammlung über das Berichtsjahr 1931.
Die Freiwillige Feuerwehr Falkenstein in Gemeinschaft mit der Pflichtfeuerwehr unterzog sich einige Tage der vorschriftsmäßigen Prüfung. Die Prüfungskommission setzte sich zusammen aus dem Branddirektor Ammon aus Lengenfeld, ein Brandmeister aus Rothenkirchen und Kommandant Merz von der Feuerwehr der Filztuchfabrik Rodewisch.
Zu Beginn wurden Marsch- und Exerzierübungen unter dem Kommando des Hauptmannes Herbert vorgeführt, die eine straffe Ausbildung, gute Disziplin und gleichmäßige gute Schulung im Fußdienst der Feuerwehr erkennen ließen. Nach einer kurzen Pause wurden die Züge an ihren Geräten geprüft. Dies waren der Pionierzug (Zugführer Albin Dotzauer) in der Handhabung der verschiedenen Leitern, der Steigerzug ( Zugführer Otto Huh) am Steigerturm, der Motorlöschzug und der Spritzenzug (Zugführer Ernst Schmutzler) an der Motor- und Handdruckspritze, der Hydrantenzug ( Zugführer Reinhard Stelzner) . Den Absperrdienst versah der Wachzug (Zugführer Karl Münch) in Gemeinschaft mit Mannschaften der Pflichtfeuerwehr.
Unmittelbar nach beendeter Prüfung an den Geräten ertönten Alarmsignale zum Sturmangriff auf das an der Körnerstraße 22 gelegene ehemals Dresselsche Wohnhaus. Binnen 5 Minuten war die Feuerwehr mit Ihren Geräten am markierten Brandplatz erschienen, während ein mehr als tausende Schaulustige, Zeuge dieses interessanten Schauspiels sein wollten.
Dem Sturmangriff war folgender Plan zugrunde gelegt:
Bei einem Gewitter schlägt der Blitz in das Haus Körnerstraße 22 und zündet das Dachgeschoss an. Die Flammen greifen in dem stark ausgetrockneten Fachwerk rasch um sich, so dass schon nach kurzer Zeit das Feuer das Dach durchbricht. Im Treppenhaus breiteten sich unmittelbar nach dem Blitzschlag Rauch- und Brandgase aus. Dadurch ist den Bewohnern der oberen Stockwerke der Weg abgeschnitten. Zur Bekämpfung des Feuers ordnet das Kommando der nach einem Anlauf von 200 bis 250 Metern an der Brandstelle eintreffenden Freiwilligen Feuerwehr folgendes an:
Vom Hydranten in der Körnerstraße wird eine Leitung durch einen mit Rauchmasken ausgerüsteten Trupp zum Innenangriff in das Treppenhaus vorgenommen. Ein ebenfalls mit Rauchmasken ausgerüsteter Trupp des Steigerzuges steigt an der Rückseite des Hauses mittels der 8-Meter- Anlegeleiter des Motorlöschzuges auf den Balkon des 2. Stockes und von dort mittels einer Steigerleiter in das 3. Geschoss ein, um die in den oberen Stockwerken befindlichen Menschen zu retten, die durch den Rettungssack heruntergelassen werden. Darauf wird über diesen Leitergang eine 2. Leitung vom Hydranten an der Körnerstraße, in welche die Handdruckspritze eingeschaltet ist, zum Innenangriff und zur Deckung des Hintergebäudes gelegt.
Die mechanischen Schiebeleitern wurden aufgestellt, wobei die Leiter 1 (25 Meter) am Giebel an der Jahnstraße, die Leiter 2 (16 Meter) und 3 (12 Meter) auf der Körnerstraße eingesetzt wurden, um den Brand des Daches zu bekämpfen und abzuriegeln, bzw. das Nachbarhaus zu schützen. Die drei Leitern wurden mit Wasser von der am Hydranten in der Jahnstraße aufgefahrenen Motorspritze versorgt. Eine 4. von der Motorspritze ausgehende Leitung dient zum Schutze des Hintergebäudes.
Die Sanitätsmannschaften unter Leitung des Korpsarztes Dr. med. Haberkorn, welcher der Prüfung der Sanitäter in seinem ganzen Verlaufe mit beiwohnte. Hier bemühten sich die Sanitäter auf dem errichteten Verbandsplatz an der Jahnstraße um die geretteten Hausbewohner und die eventuellen verletzten Feuerwehrleute. Der Wachzug hat gemeinsam mit der Pflichtfeuerwehr die Absperrung der Brandstelle vorgenommen. Der Sturmangriff unter dem Kommando des Branddirektors Canis war nach 15 Minuten beendet und verlief glatt und ohne Unfall.
Bei den nun folgenden Ehrungen wurden ausgezeichnet :
Kammerverwalter Paul Degenkolb für 30järige Dienstzeit mit der 3. Litze, außerdem wurde er zum Ehrenmitglied der Feuerwehr ernannt, Sektionsführer Anton Prantl für 25jährige Dienstzeit mit dem tragbaren Ehrenzeichen des Landesverbandes, Spritzenmann Willy Dressel mit dem Diplom des Landesverbandes für 20jährige Dienstzeit, die Litze für 10jährige Dienstzeit erhielten Oberpionier Max Krumsdorf, Pionier Paul Zimmermann, Oberhydrantenmann Otto Stelzner und Hydrantenmann Curt Tröger. Der Kammerverwalter Degenkolb dankte im Namen aller ausgezeichneten Kameraden für die Ehrungen. Er erwähnte auch, das heute noch gute Kontakte zu den Gründungsmitgliedern Karl Fritzsch und August Rammler bestehen. Nachdem alle Geräte im Depot verstaut waren, fand man sich abends 8 Uhr zum geselligen Beisammensein im alten Schützenhaus ein. Es spielte die Feuerwehrkapelle unter der Leitung des Musikleiters Moth. Am Abend gab der Prüfungskommissar, Branddirektor Amman aus Lengenfeld, das Ergebnis der Übung bekannt. Sowohl die Schulübungen, als auch der Sturmangriff wurden mit der Zensur "Sehr Gut" gewertet. Hinsichtlich des Feuerwehrgerätedepots hält der Prüfungsausschuss das Depot an der Sedanstraße als etwas abgelegen und das Depot im Schlossgrundstück nur als einen Notbehelf. Hier wäre eine Abhilfe am Platze.
1932 bekam die Feuerwehr das erste Fahrzeug. Es war ein Opel - Elite (offenes Fahrzeug).